Pillen gegen Prüfungsangst: Warum Placebos helfen können

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Die einen oder anderen werden es kennen: Prüfungsangst. Eine extreme Angst vor und in Prüfungen. Darunter sind häufig die Angst zu versagen, die Angst in einer Prüfung gelerntes Wissen nicht mehr abrufen zu können, einen Blackout zu haben oder die Angst vor der Konsequenz einer Prüfung. Eine schlechte Note, eine Bestrafung oder gar das Karriereende.

Wie verbreitet ist Prüfungsangst?

Rund 40 % aller Schüler*innen und Studierenden hatten schon einmal Prüfungsangst. Auch im Arbeitsalltag kann es zu Ängsten vor wichtigen Präsentationen und Terminen kommen. Es ist also wahrscheinlich, dass Prüfungsangst jedem irgendwann schon einmal begegnet ist oder begegnen wird – sei es im direkten Umfeld oder sich selbst betreffend.

Können Placebo-Pillen bei Prüfungsangst helfen?

In einer Studie wurde herausgefunden, dass Placebo-Pillen gegen Prüfungsangst helfen können – sogar, wenn die Probanden wissen, dass es sich um eine Zuckerpille handelt. In der Studie von Michael Schäfer und Kollegen (2019) haben 58 Studierende teilgenommen. Alle Studierenden wurden darüber aufgeklärt, dass Placebos zwar keine Medizin enthalten, aber dennoch einen Effekt auf uns haben können, da der Körper automatisch auf die Einnahme von Placebo-Pillen reagieren könnte. Die Teilnehmenden wurde in zwei Gruppen eingeteilt: eine Gruppe, die Placebos erhielt und eine Kontrollgruppe, die keine Pille erhielt. Die Placebogruppe musste zwei Wochen vor einer Prüfung an der Universität zwei Placebo-Pillen täglich einnehmen. Die Studierenden der Placebogruppe waren nach zwei Wochen – im Vergleich zur Kontrollgruppe – weniger ängstlich und erzielten höhere Punktzahlen in Selbstmanagement-Fähigkeiten, wie z. B. Motivation. Darüber hinaus gaben sie an, mehr Ressourcen und Lebensqualität zu besitzen. Placebos scheinen also gesunden Menschen helfen zu können, ihre Selbstmanagement-Fähigkeiten und ihre Motivation zu steigern.

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©️ PsychologyJungle, Sketchify & Canva via Canva.com

Studiencheck: Warum haben die Placebos gewirkt?

Es ist nicht ganz klar, warum die Placebos gewirkt haben. Die Wissenschaftler der Studie nehmen an, dass mit der Einnahme von Placebos eine Art pharmakologisches Gedächtnis abgerufen werden könnte. Das bedeutet, dass der Mensch auf Medikamente konditioniert ist bzw. durch frühere Erfahrungen erlernt hat, dass Medikamente körperliche Symptome oder Schmerzen lindern und daher erwartet, dass Medikamente die eigenen Schmerzen immer lindern werden. Eine weitere Annahme ist, dass die Verknüpfung von Geist und Körper eine Rolle spielen könnten. Unser Geist und unser Körper interagieren miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Unser Gehirn beeinflusst, was unser Körper tut und unser Körper gibt wiederum Feedback an unser Gehirn. In diesem Zusammenhang könnten Placebos wirken. Zuletzt nahmen die Wissenschaftler an, dass Patienten oft mit einem Gesundheitsdienstleister (z. B. Arzt oder Apotheker) in Verbindung stehen, sich dadurch sozial unterstützt fühlen könnten, und diese soziale Unterstützung wiederum einen positiven Effekt haben könnte. Da die Studie aber eine relativ kleine Stichprobe aufweist und auch Langzeiteffekte noch nicht untersucht wurden, gilt es zunächst ein vorsichtiges Fazit zu ziehen und die Wirkung von Placebos weiter zu untersuchen. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Alltagscheck

Hast du schon einmal einen Placebo-Effekt gespürt? Wie hat sich das angefühlt? Teile uns deine Geschichte gerne mit und sende uns eine Nachricht!

Noch mehr Fragen zu Prüfungsängsten?

Tipps zur Bewältigung von Ängsten findest du in unserem Artikel über Ängste und mögliche Tools zur Angstbewältigung. Wenn du Feedback, Fragen oder Ergänzungen zum Artikel hast, schreib uns gerne hier oder auf Instagram (@psychologyjungle.de). Die anonyme Kommentarfunktion ermöglicht den inhaltlichen Austausch. Achte auf einen wertschätzenden Umgang, auch wenn wir im Internet sind 🙂

Quelle (zum Erweitern klicken)

Schaefer, M., Denke, C., Harke, R., Olk, N., Erkovan, M., & Enge, S. (2019). Open-label placebos reduce test anxiety and improve self-management skills: A randomized-controlled trial. Scientific reports, 9(1), 1-6.

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