Selbstbewusst auftreten – Kopf hoch und Brust raus. Ein Tipp, den wir wahrscheinlich alle schon einmal gehört haben. Und es scheint zu stimmen – unsere Gedanken sind eng mit unserem Körperempfinden verstrickt.
Damit hat der Neurowissenschaftler António Damásio recht, denn unsere Muskeln sind direkt mit unserem Gehirn vernetzt. Nicht nur unser Gehirn gibt unseren Muskeln Handlungsanweisungen – auch unsere Muskulatur gibt ein stetiges Feedback an unser Gehirn
Welchen Einfluss hat unsere Mimik auf unsere Stimmung?
Lächeln wir, hat dies einen direkten positiven Einfluss auf unsere Emotion. Dieses Phänomen beruht auf der Facial-Feedback-Theorie. Diese besagt, dass unser Gemütszustand nicht nur durch unsere Mimik ausgedrückt wird, sondern, dass unsere Gesichtsmuskeln auch Auskunft über unsere Emotionen an unser Gehirn weiterleiten. Personen, die beispielsweise während eines Comics angewiesen werden zu lächeln, werden dieses im Nachhinein als positiver und vergnüglicher bewerten als Personen, die nicht lächeln sollen oder sogar eine Zornesfalte mit zusammengezogenen Augenbrauen zeigen.
Und warum ist das so?
Nachdem die eigene Bewegung, z. B. ein Lächeln, bewusst wahrgenommen wird, findet ein kognitiver Rückschluss statt, der beispielsweise besagt „ich lächle, also bin ich fröhlich“. Diese kognitive Verarbeitung löst wiederum eine Emotion aus. Das bedeutet, dass nicht nur unser Gehirn uns sagt, dass wir glücklich sind und lächeln sollen, sondern dass auch die Aktivität unserer Muskeln einen Einfluss auf unsere Stimmung hat. Unsere muskuläre Aktivität kann also beeinflussen, wie wir uns fühlen. Zeigen wir z. B. einen bestimmten Gesichtsausdruck, wird die Intensität der emotionalen Erfahrung erhöht oder sogar eine völlig neue Emotion ausgelöst. Schauen wir zornig und legen unsere Stirn in Falten, kann dies einen direkten negativen Einfluss auf unsere Stimmung haben. Lächeln wir, kann dies wiederum einen positiven Effekt auf unsere Emotionen haben.
Das heißt, wenn wir bewusst lächeln, können wir so unser emotionales Erleben positiv beeinflussen – auch wenn wir uns gerade erst mal nicht danach fühlen. Probier doch einfach mal in der nächsten schwierigen Situation zu lächeln und beobachte, wie sich deine Stimmung verändert – getreu dem Motto: fake it, till you make it.
Welche Auswirkung hat Botox auf unsere Stimmung?
Eine Botox-Studie zur Facial-Feedback-Theorie zeigte, dass Personen, die Botox in verschiedenen Regionen des Gesichts gespritzt bekamen, weniger starke Emotionen zeigten. Dies betraf sowohl positive als auch negative Emotionen. Das Nervengift Botox blockiert die Weiterleitung von Nervensignalen und verringert dadurch die muskuläre Aktivität. Daher wird es in kosmetischen Behandlungen häufig verwendet, um die Faltenbildung im Gesicht zu reduzieren. Durch die Reduzierung der muskulären Aktivität wird aber auch das Feedback der Muskulatur an das Gehirn und somit die eigene Emotion verringert. Dies gilt sowohl für positive als auch für negative Emotionen.
Dieses Wissen nutzten die Forscher Finzi und Rosenthal (2014) und spritzen innerhalb ihrer Studie Patienten mit einer diagnostizierten Depression das Nervengift Botox in die Stirn sowie in die Augenbrauenrunzler. Nach 6 Wochen hat sich bei 52 % der Patienten der Schweregrad der Depression deutlich verbessert.
Welchen Einfluss hat unsere Körperhaltung auf unsere Stimmung?
Ähnlich wie bei der Mimik sieht es mit unserer gesamten Körperhaltung und Wahrnehmung aus. Die Forschung zeigt, dass man sich selbstbewusster fühlt, wenn der Rücken aufrecht gehalten wird. Sitzen wir beispielsweise ganz zusammengekauert in der Ecke, führt dies zu weniger Selbstbewusstsein als eine aufrechte und gerade Haltung.
In einer Studie der Universität Yale fanden Psychologen heraus, dass Menschen andere Personen als großzügiger und fürsorglicher beurteilten, wenn sie eine warme Tasse Kaffee in der Hand hielten und weniger großzügig und fürsorglich, wenn sie einen Eiskaffee in der Hand hielten. In einer zweiten Studie zeigten sie, dass Menschen anderen eher ein Geschenk aussuchen, wenn sie etwas Warmes in der Hand hielten (ein Wärmekissen), und das Geschenk eher für sich selbst behalten haben, wenn sie etwas Kaltes in der Hand hielten (ein Kältekissen). Die beiden Studien zeigten, dass eine wahrgenommene physikalische Wärme oder Kälte das soziale und interpersonelle Empfinden und Verhalten beeinflussen kann. Damit verdeutlichen die Studien, wie wichtig Körperempfindungen für unsere Wahrnehmung, Stimmung und auch unser Verhalten sind.
3 Tipps, um mit unserer Mimik und Körperhaltung einen positiven Einfluss auf unsere Stimmung zu nehmen
Die Wissenschaft zeigt uns, dass unsere muskuläre Aktivität und unser Körperempfinden einen direkten Einfluss auf unsere Stimmung haben – Warum nutzen wir dieses Wissen also nicht für uns? Eine andere Körperhaltung einzunehmen oder bewusst zu lächeln erscheint für uns vielleicht wie eine marginale Veränderung, ja fast selbstverständlich – aber häufig nutzen wir dieses Wissen nicht für uns. Daher die wichtigsten Tipps und Erkenntnisse im Folgenden.
- Lächle, um deinem Gehirn zu zeigen, dass du Freude empfindest. Selbst wenn es dir einmal nicht so gut geht, kann ein Lächeln dazu führen, dass dein Gehirn eine positive Emotion verzeichnet und es dir anschließend besser geht. So kannst du dich von negativen Emotionen und stressigen Situationen schnell distanzieren.
- Werde dir deiner Körperhaltung bewusst und nutze sie für dich. Versuche dich öfter aufrecht hinzusetzen, um selbstbewusster, aufmerksamer und präsenter zu sein, besonders in für dich wichtigen Situationen oder Gesprächen kann dies von Vorteil sein.
- Häufig vergisst man – gerade in stressigen Situationen – an diese einfachen Tipps zu denken und sie genau in dieser Situation umzusetzen. Daher ist es sinnvoll, sich kleine Alltagshilfen zu schaffen. Nimm es dir bewusst vor und erinnere dich mithilfe von Notizen im Smartphone oder in Form von kleinen Post-its.
Alltagscheck
Versuche 2 Minuten am Stück zu lächeln, wenn du das nächste Mal traurig, unsicher oder wütend bist. Was passiert mit deiner Stimmung?
Welchen Zusammenhang hast du zwischen deiner Körperempfindung und deiner Stimmung beobachtet? Wenn du Feedback, Fragen oder Ergänzungen zum Artikel hast, schreib uns gerne hier oder auf Instagram (@psychologyjungle.de). Die anonyme Kommentarfunktion ermöglicht den inhaltlichen Austausch. Achte auf einen wertschätzenden Umgang, auch wenn wir im Internet sind 🙂
Quellen (zum Erweitern klicken)
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Davis, J. I., Senghas, A., Brandt, F., & Ochsner, K. N. (2010). The effects of BOTOX injections on emotional experience. Emotion, 10(3), 433.
Finzi, E.; Rosenthal, N. (2014): Treatment of depression with onabotulinumtoxin A: A randomized, double-blind, placebo controlled trial. Journal of Psychiatric Research 52: 1–6. doi:10.1016/j.jpsychires.2013.11.006
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Hennenlotter, A., Dresel, C., Castrop, F., Ceballos-Baumann, A. O., Wohlschläger, A. M., & Haslinger, B. (2009). The link between facial feedback and neural activity within central circuitries of emotion—New insights from Botulinum toxin–induced denervation of frown muscles. Cerebral Cortex, 19(3), 537-542.
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